Prof. Dr. Anne Seidlitz
Fachgebiet: Pharmazeutische Technologie
Was haben Sie in Ihrem Berufsleben bisher gemacht?
Nach dem Studium und dem praktischen Jahr war ich zunächst in der galenischen Entwicklung der Firma Asche AG / AWAG tätig und habe dort an vielen Entwicklungsprojekten mitgearbeitet. Danach bin ich zur Promotion zurück an die Universität Greifswald gegangen. Dort war ich zunächst als Doktorandin und später auch als Postdoc/Arbeitsgruppenleiterin tätig und habe ebenfalls sehr viele spannende Projekte bearbeitet und natürlich viel Erfahrungen in der Lehre gesammelt. Ich war ebenfalls als Qualified Person der Apotheke des Klinikums tätig, um die Klinikmusterherstellung zu überwachen. Nach Vertretungsprofessuren in Hamburg und Jena bin ich einem Ruf an die Heinrich Heine Universität Düsseldorf gefolgt, wo ich meine Arbeitsgruppe aufgebaut habe und in der Lehre im Staatsexamensstudiengang Pharmazie und dem Master of Industrial Pharmacy tätig war. Seit Oktober 2024 bin ich als Professorin für Pharmazeutische Technologie an der Freien Universität Berlin.
Was reizt Sie an der neuen Stelle?
Ich freue mich sehr auf die Arbeit an der FU. Berlin bietet ein vielfältiges Forschungsumfeld mit zahlreichen Kooperationsmöglichkeiten für mich und meine Arbeitsgruppe. Erkenntnisse aus der Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie sind Schlüsselkompetenzen zur Entwicklung von Produktion von Arzneiformen, die ich sehr gerne in der Lehre und Forschung an der FU vertrete.
Was lieben Sie an Ihrem Beruf?
Ich liebe die Arbeit im Team und die Freiheit, eine Fragestellung nachzugehen – „nur“ weil sie mich/uns interessiert. Ich liebe die Energie, die ein aufschlussreiches Experiment mit sich bringt. Außerdem erfüllt es mich mit großer Zufriedenheit, wenn ich Inhalte in der Lehre vermitteln und Menschen für mein Fachgebiet begeistern kann. Studierende und Promovierende ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten, ihre Entwicklung zu beobachten und hoffentlich ein wenig dazu beizutragen, bereitet mir viel Freude.
Auf welche Aufgabe könnten Sie in Ihrem Beruf gern verzichten, erledigen sie aber natürlich trotzdem immer gewissenhaft?
Diese Frage ist leicht zu beantworten: Die sich ständig ausweitenden bürokratischen Aufgaben.
Welcher Life Hack oder welche Erkenntnis hat Ihre Lehre beeinflusst?
Hier kann ich keinen einzelnen Life Hack benennen. Ich versuche, viele Erfahrungen aus meinem bisherigen Berufsleben (Apotheke, Industrie und Krankenhausapotheke) in die Lehre einzubringen und auch Querverweise zu Alltagswissen, z. B. aus der Küche, zu erstellen. Ich glaube, so kann ich die wichtigen Infos am besten vermitteln. Außerdem ist es meines Erachtens für die Lehre wichtig, sich nicht zu sehr in Details zu verlieren. Dies ist insbesondere relevant, wenn man sich (vermeintlich) in einem Themengebiet sehr gut auskennt – da verwirrt man die Studierenden leicht mit zu vielen Spezialfällen.
Welchen Nutzen hat Ihre Forschung?
Wir beschäftigen uns einerseits mit der Entwicklung von Arzneiformen und andererseits mit neuen Testmethoden zu deren Charakterisierung. Damit möchten wir zur Therapieoptimierung beitragen und darüber hinaus durch geeignete Labortestung zur Reduktion von Tierversuchen. Mit der Bearbeitung dieser Themen in der Forschung tragen wir zudem zur Qualifikation von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern bei. Eines der Themen, mit dem wir uns momentan stark beschäftigen, ist die Möglichkeit zum Einsatz von 3D-Druck-Technologien zur Herstellung patientenindividueller Arzneiformen. Hier besteht großes Potenzial, die Therapie für Patientinnen und Patienten durch Anpassungen, z.B. der Wirkstoffmenge oder der Form, zu optimieren oder die Anwendung zu vereinfachen, beispielsweise durch Kombination von mehreren Wirkstoffen in einer „Tablette“.
Was sollte man über Ihr Privatleben wissen?
Wenn ich nicht studiert hätte, hätte ich wahrscheinlich eine Ausbildung zur Bäckerin oder Konditorin gemacht. Es hat viele Jahre gedauert, bis mir klar wurde, dass es viele Parallelen zwischen dem Bäckerhandwerk und pharmazeutisch-technologischen Prozessen gibt. Ich backe bis heute sehr gerne.
Welche Person oder Persönlichkeit hat Sie beeinflusst, wie und warum?
Sehr viele Personen haben mich beeinflusst und beeinflussen mich weiterhin, unter anderem meine Eltern, mein Mann, meine Kinder und viele Freunde, Kolleginnen und Kollegen. Wenn ich eine Person hervorheben soll, dann ist das im Bezug auf mein Berufsleben mein Doktorvater und langjähriger Chef, Professor Werner Weitschies. Er hat mir und meinen Kolleginnen und Kollegen ein kreatives Arbeitsumfeld mit allen wissenschaftlichen Freiheiten geboten – und der Sicherheit, dass wir mit allen Fragestellungen zu ihm kommen können. Er hat mich immer ermutigt, den nächsten Schritt zugehen – häufig bevor ich selbst daran gedacht habe. Und er hatte immer Verständnis dafür, dass es Momente gibt, in denen man die Arbeit fallen lassen muss, weil die KiTa gerade angerufen hat, um mitzuteilen, dass das Kind krank ist und abgeholt werden muss, und dass es andere wichtige Dinge im Leben gibt. Danke, Werner!
Was hätten Sie gern früher gewusst?
Alles.