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Berliner Naturschutzpreis 2023 für die Initiative „Blühender Campus“

Dr. Sophie Lokatis

Dr. Sophie Lokatis
Bildquelle: Stiftung Naturschutz Berlin / Susanne Jeran

Blühender Campus

Blühender Campus
Bildquelle: Sören Maahs

News vom 29.08.2023

Seit 1988 vergibt die Stiftung Naturschutz jährlich den Berliner Naturschutzpreis für herausragende Leistungen beim Arten- oder Biotopschutz. In diesem Jahr wurde Dr. Sophie Lokatis, Gründerin und ehemalige Leiterin der Initiative „Blühender Campus“ an der Freien Universität Berlin, mit dem Naturschutzpreis des Landes Berlin für ihre außerordentlichen Leistungen im Berliner Naturschutz geehrt. Die Auszeichnung ist mit 1.000 Euro dotiert.

Die Anfang 2019 gegründete Initiative „Blühender Campus“ setzt sich für Natur und Artenvielfalt an der Freien Universität Berlin ein. Seit im März 2019 das erste „Bitte nicht mähen – Laufender Versuch“ – Schild vor dem Institut für Biologie aufgestellt wurde, haben sich die zunächst als Pilotprojekt angelegten Blühflächen des Blühenden Campus auf 10 Hektar vergrößert. Auf den restlichen Flächen wird ebenfalls reduziert gemäht.

Die angepasste Grünflächenpflege, die zum Beispiel eine Mahd mit Balkenmäher und ehrenamtlich per Hand gepflegte Bereiche miteinschließt, ist die sichtbarste Veränderung an der Freien Universität seit Gründung des „Blühenden Campus“. Teil der Initiative sind aber auch Forschung und Lehre sowie Vernetzungs- und Öffentlichkeitsarbeit.

Zu den Mitgliedern der Initiative gehören Studierende, Beschäftigte und Ehemalige der Freien Universität Berlin sowie Personen aus der Nachbarschaft. Der „Blühende Campus“ ist ein Begegnungsort für Menschen geworden, die sich auf dem Uni-Campus und darüber hinaus für Artenvielfalt und Natur in der Stadt einsetzen.

„Mit ihrem Engagement für Klimaschutz ist die Freie Universität Berlin im nationalen und internationalen Vergleich regelmäßig vorne mit dabei. Ähnlich wie an anderen Hochschulen, und überhaupt, wenn es um Nachhaltigkeit geht, hat das Thema Biodiversität lange Zeit kaum eine Rolle gespielt. Das hat der ‚Blühende Campus‘ geändert“, so Sophie Lokatis, die bis Anfang 2023 am Institut für Biologie der Freien Universität Berlin promoviert hat.

Die mittlerweile rund 40 Mitglieder des „Blühenden Campus“ sind regelmäßig aktiv: Teiche, Nisthilfen, Totholzhaufen, Sträucher pflanzen – der Campus wird durch die Initiative und ihre Partnerinitiative SustainIt! langsam aber stetig wildtierfreundlich umgestaltet. Etwas aufwändiger als gedacht war die Kernbohrung durch einen 25 cm starken Betonsockelzaun, um einen Durchschlupf für Igel zu schaffen – Teil des ebenfalls von Lokatis initiierten Pilotprojekts „Netzwerk*Igeltunnel“. Auch das Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft und das Julius-Kühn-Institut in Berlin-Dahlem machen mittlerweile mit eigenen Blühflächen mit.

Ergänzt werden diese Aktivitäten durch Lehrveranstaltungen, Workshops und Führungen über den Campus. Zum Beispiel können Interessierte seit 2020 beim wöchentlich stattfindenden offenen Tagfaltermonitoring mitmachen, die Daten werden als Teil des deutschlandweiten Tagfaltermonitorings an das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung weitergegeben. Auch beim Langen Tag der Stadtnatur, der Schüler*innenUni Nachhaltigkeit und verschiedenen anderen Anlässen finden regelmäßig Führungen und Veranstaltungen zu Wildtieren und Stadtnatur auf dem Campus statt.

Der „Blühende Campus“ kooperiert zudem mit verschiedenen Bildungsträgern und Naturschutzinitiativen im Bezirk und der Region. Wichtige Kooperationspartner sind die Lichterfelder Weidelandschaft (BUND), das Projekt „Mehr Bienen für Berlin – Berlin blüht auf!“ der Deutschen Wildtier Stiftung und die Koordinierungsstelle Natur-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung (NUN) in Steglitz-Zehlendorf. 2020 hat der Blühende Campus das Netzwerk „Hochschulinitiativen für Biodiversität“ ins Leben gerufen, welchem mittlerweile etwa ein Dutzend Hochschulgruppen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz angehören. Eine Zusammenarbeit besteht außerdem mit den „Nature Positive Universities“, die Teil der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen sind.

Seit März 2023 setzt Sophie Lokatis nun das Projekt „Mehr Bienen für Berlin – Berlin blüht auf!“ der Deutschen Wildtier Stiftung mit um, welches Blühflächen für Wildbienen und andere Bestäuber in allen Berliner Bezirken anlegt. Als Gastwissenschaftlerin in der Forschungsgruppe Ecological Novelty ist sie weiterhin an der Freien Universität Berlin und auch im Team des „Blühenden Campus“ aktiv. Im vergangenen Jahr veröffentlichte die Ökologin mit Anja Proske als Erstautorin, die mittlerweile ebenfalls im Projekt „Berlin blüht auf“ arbeitet, und Prof. Jens Rolff (Institut für Biologie) eine Meta-Studie zur Auswirkung der Mahd auf verschiedene Insektengruppen.

Mittlerweile sind sieben Abschlussarbeiten mit Bezug zum Blühenden Campus entstanden. Seit 2022 befasst sich nun auch eine Doktorarbeit mit dem Projekt: Rebecca Rongstock, Doktorandin in der Forschungsgruppe von Prof. Matthias Rillig (Institut für Biologie), hat eines ihrer Versuchungsfelder kurzerhand auf den Campus verlegt. Sie ist die Nachfolgerin von Sophie Lokatis, und leitet den „Blühenden Campus“ seit Oktober 2022, gemeinsam mit einem siebenköpfigen Kernteam. Rongstocks Herzensprojekt sind die von ihr gegründeten „Feuerwanzen“, die Nachwuchsgruppe des Blühenden Campus, ein Angebot für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter. Das Thema Natur und Artenvielfalt wird an der FU wohl nicht mehr wegzudenken sein.

Weitere Informationen

Links

  • Studie: Proske, A., Lokatis, S., & Rolff, J. (2022). Impact of mowing frequency on arthropod abundance and diversity in urban habitats: A meta-analysis. Urban Forestry & Urban Greening, 76, 127714. https://doi.org/10.1016/j.ufug.2022.127714.

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